Zu den ersten Teilen meines Blog:
„Teil 1: Des Pudels Kern (Die Entscheidung)”,
„Teil 2: Vorausbildung im Verein und Vorauswahlprüfungen”,
„Teil 3: Theorielehrgang“
„Teil 4: Vorbereitung der Lehrprobe“
Samstag, 15. August, meine Tasche ist gepackt für zwei Wochen Flugplatz, der Wetterbericht für die kommende Woche passt, es kann also losgehen zum Hauptlehrgang. Erste Station ist, wie schon beim Theorielehrgang, das Volleyball-Leistungszentrum des SV Lohhof in Unterschleißheim, Birgit Ostertag (LVB) hatte dort wieder eine Übernachtungsmöglichkeit organisiert. Leider hatten Andrea und Christian entschieden nicht weiter am Lehrgang teilzunehmen, es mangelte ihnen vor allem hinsichtlich der Lehrproben an genügend Zeit für die Vorbereitung. So waren wir nur noch zehn Anwärter und unser Frauenanteil sank auf Null. Für uns waren zwei Tage Methodik- und Pädagogikunterricht durch Fluglehrer Bernhard Keck und Gruppenfluglehrer Hermann Walter eingeplant. Das „Drumherum“ kannten wir alle schon vom Theorielehrgang, also Konferenzraum im Dolce, gemeinsames Frühstücken beim SV Lohhof und Mittag-/Abendessen beim benachbarten Tennisheim mitsamt italienischem Restaurant.
Aufgeteilt in zwei Teams ging es am Montag weiter: Matthias, Andi, Ingo, Jonathan und ich fuhren zum Flugplatz Dachau-Gröbenried. Geplant waren erste Ausbildungsstarts per F-Schlepp, während die anderen fünf Teilnehmer und Hermann Walter in Unterschleißheim blieben, um ihre Lehrproben zu proben. Leider hatten wir Pech mit dem Wetter, denn wir warteten im Vereinsheim des AC Dachau vergeblich auf eine Regenpause. Immerhin wurden wir bestens versorgt mit Kaffee, Kuchen, Mittag- und Abendessen. Franz Schütz, stellvertretender Landesausbildungsleiter und Fluglehrer beim AC Dachau, hatte sich mit seiner Familie am Flugplatz einquartiert. Seine Frau Ingrid und Tochter Karin sorgten für das leibliche Wohl und so trotz Regen für gute Stimmung. Denn damit die Moral der Truppe passt, muss gutes Essen her, das wussten bekanntlich schon die alten Römer. Wir nutzten die Zeit und haben mit Franz schon mal alle Übungen (theoretisch) besprochen, die wir dann in den kommenden Tagen absolvieren würden. Vom einfachen Kurvenflug bis zum Seitengleitflug war alles dabei und entsprechend der Methodik zur Segelflugausbildung werden wir trainieren, wie die Übungen mit den Flugschülern zunächst besprochen und vorgeführt werden. Sobald dann der Flugschüler am Steuer ist werden wir üben wie wir ihn per Ansprache anleiten können, ggf. auch Fehler erkennen und reagieren können. Die andere Gruppe war Spätnachmittags in Dachau angekommen und quartierte sich bereits im Schlaflager über der Vereinswerkstatt ein. Für meine Gruppe ging es Abends nochmal zurück in die Unterkunft beim SV Lohhof, denn am Dienstag waren wir dran mit den Probevorträgen unserer Lehrproben. Gespannt wie ein Regenschirm ging es Dienstags dann los, ich durfte die Runde an Vorträgen gleich eröffnen. An sich hatte bei meiner Lehrprobe über Kartenprojektionen alles ganz gut geklappt, allerdings hinkte ich arg meiner Zeitplanung hinterher, weil ich gerade am Anfang zu viel Zeit in Frage/Antwort-Gesprächen und der Einführung zum Thema verbrauchte. Auch die vier anderen Gruppenmitglieder probten ihre Unterrichtsstunde, danach wurde zusammen besprochen, was gut war und was noch zu verbessern ist. Herrmann Walter konnte uns hier viele hilfreiche Tipps geben, damit dann später zur Prüfung alles glatt geht. Nachmittags sind dann auch wir nach Dachau umgezogen, das Wetter war mittlerweile gut und die erste Gruppe hatte bereits je fünf F-Schlepps absolviert und wir konnten immerhin noch zwei Starts nachholen.
In der folgenden Woche stand dann jeden Tag ab 9 Uhr Flugbetrieb auf der Tagesordnung mit dem Bergfalke 3 („Blasi“) des AC Dachau, dem Twin 2 der Flugsportgruppe im DLR Oberpfaffenhofen, der ASK-21 vom SFC Lauf und dem Arcus T des LVB. Neben dem Falke der Dachauer waren auch aus Beilngries und Schleißheim Schleppflugzeuge vor Ort. So konnten wir schnell die fehlenden F-Schlepps aufholen, bis jeder von uns mindestens sieben Flüge absolviert hatte, die restlichen 13 Ausbildungsstarts gingen dann per Windenstart raus. Da alle Ausbilder bereits seit vielen Jahren als Fluglehrer im Einsatz sind, mussten sie sich nicht groß Fehler in ihrer Rolle als Flugschüler ausdenken, sondern konnten auf selbst erlebtes zurückgreifen. Abends stand dann erneut Theorieunterricht an, auch Katrin Hohmann (Luftfahrtberatungszentrale des Deutschen Wetterdienstes) kam nochmal vorbei für eine Stunde Meteorologie. Trotzdem blieb meist noch etwas Zeit, um gemeinsam den ein oder anderen Film zu schauen, zu blödeln oder sich dann doch wieder gegenseitig beim Lernen und bei Fragen zur Theorie zu unterstützen.
Am Samstag Abend hatten wir dann die nötigen 20 Ausbildungsflüge erfolgreich absolviert und konnten so den Sonntag frei gestalten. Einige nutzen die Zeit um nochmals zu lernen oder an ihre Lehrprobe zu arbeiten, ich war mit ein paar anderen beim Flugbetrieb dabei. Wir flogen nochmal mit der ASK-21 und Arcus und halfen auch beim Schul- und Flugbetrieb des AC Dachau. Ich fand es war eine gute Entscheidung, denn ich wollte mich nicht mit Lernen so kurz vor Torschluss verrückt machen, sondern noch einen gemütlichen Tag genießen. Über den ganzen Lehrgang hatte Franz immer engagierte Mitglieder organisiert, die als Windenfahrer, Flugleiter oder Schlepppilot mitgeholfen haben. Nun half ich mal etwas mit, wenn sobald Not am Mann war.
Montag – die Prüfungen beginnen! Wir alle waren dann doch etwas aufgeregt, kurz vor 9 Uhr kam Helmut Lichtenberg, Prüfer vom Luftamt Südbayern an. Dankbarerweise hatte er vorgeschlagen die Prüfungen am Flugplatz Dachau abzunehmen, anstatt im Luftamt in München. Für den heutigen Tag sollten wir unsere Lehrproben halten und merkten schnell, dass sich Herr Lichtenberg sehr darum bemühte uns die Anspannung zu nehmen. Meist lockerte er die Stimmung im Handumdrehen mit einigen Fragen zum Verein des Vortragenden und dessen Motivation, bevor die Unterrichtsstunde beginnen sollte. Wir begannen alphabetisch und mit den Anwärtern die einen Tageslichtprojektor benötigten, ich war daher Nummer drei. Mein Vortrag war dann viel besser als im Probelauf, sodass Herr Lichtenberg mich mit einem Lob entließ. Auch alle anderen gaben sich viel Mühe und beherzigten die Verbesserungsvorschläge aus den Probeläufen. Der Rest der Anwärter verfolgte den Unterricht und gab bei Unterrichtsgesprächen in der Rolle der Flugschüler antworten. Bei einigen Lehrproben, die wohl auch selten gehalten werden, war Herr Lichtenberg sehr fasziniert. Vor allem die beiden Unterrichtseinheiten über Rettungsgeräte und die Auswirkungen von Partialdruck hatten es ihm angetan. Michael Kreuzer, der auch Fallschirmwart ist, hatte einen alten Rettungsfallschirm eingepackt und ließ ihn von einem der Anwesenden während der Lehrprobe öffnen und begutachten. Bei Thomas Heuer ging es dann vor allem um Sauerstoffmangel und für seinem sehr guten Vortrag hatte er auch extra und Pulsoxymeter organisiert und einige interessante Audio- und Videoaufnahmen von Piloten herausgesucht, die Sauerstoffmangelerscheinungen zeigen. Die Vorträge liefen dann bis zum späten Nachmittag und alle hatten die Lehrprobe bestanden.
Weiter ging es am nächsten Tag mit den in ATO neu hinzugekommenen Kompetenzüberprüfungen. Im Wesentlichen mündliche Prüfung zur Flugtheorie, Methodik und Pädagogik. Meist dauerte die Prüfung zwischen 30 und 45 Minuten, aber auch hier schafften es Prüfer Lichtenberg und Franz Schütz, der ebenfalls dabei sein durfte, die Stimmung locker zu gestalten und Prüfungsbammel zu zerstreuen. Auch diese nächste Runde bestanden alle Anwärter problemlos, wir waren sogar früh genug fertig, um schon einen ersten praktischen Prüfungsflug anzugehen. Auch hier war alles bestens, als Flugschüler kurz vor dem Alleinflug, aber ohne einen Start per F-Schlepp gemacht zu haben, nahm der Prüfer auf dem vorderen Sitz der ASK-21 platz. Er ließ es sich bei der Gelegenheit nicht nehmen, uns Hinweise und Ratschläge für unser späteres Wirken im Verein zu geben. Am Tag darauf ging es zügig weiter, schon um 9 Uhr ging der erste Start raus, diesmal per Winde. Jeder Prüfling machte hier noch zwei weitere Prüfungsflüge und schließlich waren wir alle durch und alle hatten bestanden. Wow, ein tolles und erleichterndes Gefühl, auch wenn ich spätestens nach der Kompetenzüberprüfung sicher war, dass eigentlich nichts mehr schief gehen kann. Natürlich wurde Abends noch gefeiert mit Lagerfeuer und dem ein oder anderem Bier.
Ohne den großartigen Einsatz von vielen Helfern wäre der Lehrgang nicht möglich gewesen, daher gilt ein herzlicher Dank allen Ausbildern und Referenten, insbesondere den Gruppenfluglehrern Franz Schütz, Peter Kreuder, Fritz Steinlehner, Alexander Allen, Matthias Weinzierl und Karl Kölle für den Einsatz als „Flugschüler“. Weiterhin geht ein Dankeschön an die Vereinen Beilngries und Schleißheim für Schleppflugzeuge, der Flugsportgruppe im DLR Oberpfaffenhofen und dem SFC Lauf für die Bereitstellung ihrer Schuldoppelsitzer und dem LVB für die Möglichkeit den Arcus zu nutzen. Und es gilt ein herzlicher Dank dem AC Dachau und seinen Mitgliedern für die freundliche Aufnahme und die Hilfe beim Flugbetrieb für zwei Wochen, insbesondere dem stellv. Landesausbildungsleiter Franz Schütz, der mit großem persönlichem Engagement die ganze Zeit mit seiner Familie am Flugplatz verbrachte. Franz organisierte mit viel Leidenschaft den Lehrgang, war von morgens bis abends mit Rat und Tat dabei und begleitete uns auch während den Prüfungen. Seine Frau Ingrid und Tochter Karin sorgten derweil für das allerbeste leibliche Wohl.
Es waren zwei tolle Wochen, ich habe viele neue Kontakte geknüpft und Freunde gewonnen. Ich möchten gerne versuchen die Mühen, die in mich gesteckt wurden zurückzuzahlen und durch meinen Einsatz als Fluglehrer mein erworbenes Wissen an die Flugschüler weiterzugeben und in meinem Verein für eine vorbildliche Sicherheitskultur sorgen.
Ein Bilderalbum zum Hauptlehrgang gibt es natürlich auch noch: