Der Wetterbericht prognostizierte recht brauchbare Thermik und so waren wieder zahlreiche Segelflieger aktiv und nahmen sich Streckenflüge vor. Auch in Thannhausen gingen Markus, Klaus und Florian an den Start. Außerdem war Thorsten aus Weißenhorn zu Besuch und schloss sich den Dreien mit seinem Astir an. Das Wetter stellte sich als durchaus anspruchsvoll heraus, aufgrund dem Umschlag zur Blauthermik (Aufwinde die nicht durch eine Wolke gekennzeichnet sind) und teils großflächigen Abschirmungen, in deren Bereich kaum oder gar keine nutzbare Thermik mehr zu finden war.
So dauerte es nicht lange, bis beim Abteilungsleiter das Handy klingelte: Florian, der mit dem Astir als erstes los flog, musste etwas nördlich des Flugplatzes außenlanden. Er hatte zwar bereits umgekehrt und den Rückflug begonnen, ihm fehlte aber die notwendige Flughöhe, um Thannhausen noch sicher erreichen zu können. Wie in der Ausbildung gelernt, wählte er sich also eine geeignete Landefläche, in seinem Fall ein Acker in der nähe von Kemnat.
Kaum hatte die Abholmannschaft Flugzeug und Pilot nach Thannhausen zurückgebracht, klingelte das Telefon erneut. Dieses mal war Markus am anderen Ende, auch er musste mit dem Discus auf einem abgeerntetem Feld bei Nornheim/Günzburg landen. Puh … Wenn das so weiter geht …. Er musste sich aber noch etwas gedulden, bis in Thannhausen der Astir wieder aufgebaut und gesäubert war. Zwischenzeitlich kehrte auch Thorsten zurück (immerhin schon mal einer) und wir halfen ihm noch seinen Astir in den Anhänger zu packen, schließlich musste er Abends wieder zurück nach Weißenhorn.
Gerade während die Vorbereitungen zur Abfahrt zu Markus laufen und die Hoffnung steigt, dass Klaus es noch Heim schafft oder zumindest zu einem anderen Flugplatz, klingelt das Handy zum dritten mal. Auch er hat sich einen Acker bei Dinkelscherben „näher angeschaut“, schaffte aber immerhin einen Streckenflug von 129 km (Hier geht es zum OLC Eintrag des Fluges). Der Segelflugbetrieb wurde mittlerweile beendet und mit voller Mannschaftsstärke fahren nun zwei Gruppen los, die eine nach Günzburg, die andere nach Dinkelscherben. Bei beiden haben sich mittlerweile auch schon einige interessierte Spazierengeher eingefunden, die den wartenden Piloten die Zeit etwas vertrieben haben.
Um etwa 19 Uhr ist es dann geschafft. Alle Flugzeuge sind wieder zurück in Thannhausen, die Piloten um eine Außenlande-Erfahrung reicher und die Abholer freuen sich schon auf ihre traditionelle Entlohnung. Normalerweise wäre das eine Brotzeit oder ein Kasten „Hopfensaft“, aber da es ja gleich drei Brotzeiten an einem Tag wären, haben Flo, Markus und Klaus beschlossen stattdessen ein kleines Außenlande-Grillfest zu organisieren.
Übrigens ging es nicht nur beim MLV Rund, auch in Thannhausen musste ein Fliegerkamerad seinen Thermikflug unterbrechen und wurde später von einem Motorflugzeug abgeholt und heim geschleppt. Beim Hahnweide Wettbewerb am Flugplatz bei Kirchheim unter Teck zeigte ein Blick in die Tageswertungen, dass auch die allermeisten Profis mit Äckern und Wiesen vorlieb nehmen mussten. In der Doppelsitzerklasse konnten nur zwei von 29 Flugzeugen die Aufgabe bewältigen und zur Hahnweide zurückkehren, auch in der Standardklasse (4 von 22) oder der 18m-Klasse (6 von 38) sah es kaum anders aus.
PS: Was ist eine Außenlandung?
Als Außenlandung bezeichnet man die Landung außerhalb eines Flugplatzes. Für Segelflieger ist sie keine Besonderheit und Teil der Ausbildung. Segelflieger sind in der Regel ohne Motorhilfe unterwegs und auf Thermik zum Streckenflug angewiesen. Reichen die Aufwinde nicht mehr aus um einen Flugplatz sicher zu erreichen, ist eine solche Landung nötig. Segelflugzeuge sind darauf ausgelegt auch auf ebenem unbefestigten Gelände landen zu können, wie beispielsweise auf abgeernteten Felder, Äckern und Wiesen. Die allermeisten Landungen verlaufen dementsprechend ohne Beschädigungen am Flugzeug oder den Fluren. Da hier keine Notlage des Segelflugpiloten vorliegt, handelt es sich weder um einen Absturz noch um eine Notlandung.