Seit längerem fristete die Motormaschine des MLV ein tristes Dasein. Nicht einmal 10 Stunden im Jahre wurde sie genutzt, für den Verein ein teurer Spaß. Was lag da näher als für das Flugzeug, das in einem Top Zustand ist, zu verkaufen. Es gab einige Interessenten doch die meisten wollten nicht den Preis bezahlen den das Flugzeug noch Wert war. Im Herbst des vergangenen Jahres kamen, dann zwei Norweger, sahen das Flugzeug und es war wohl das, was man Liebe auf den ersten Blick nennt. Ohne große Verhandlung wurde das Flugzeug gekauft und auch bezahlt. Die beiden kamen direkt aus Sarajewo, wo sie schon seit längerem Arbeiten.
Hindernisse.
Weil die beiden mit ihrem Flugschein kein Flugzeug das in Deutschland zugelassen ist, fliegen dürfen, Bosnien ist zwar Mitglied der ICAO, aber nicht in der europaweit arbeitenden JAA, musste der Transport durch den MLV besorgt werden. Außerdem ist das Land erst dabei eine Verwaltung aufzubauen und vieles was für uns an Verwaltungsabläufen selbstverständlich ist, muss dort erst aufgebaut werden, so auch das Vereinswesen und der Import von Flugzeugen wie unserer Morane. Deshalb stand sie auch noch den ganzen Winter über in unserer Halle.
Als dann endlich der Winter vorbei war, kam die Bitte ob wir nicht das Flugzeug nach Tuszla überführen können. Natürlich, für uns war das ja zunächst ganz einfach, ein Warenbegleitschein ausgestellt von einer Spedition war erforderlich, war kein Problem. Problematischer war es schon einen Piloten zu finden der diese Strecke von fast 900km fliegen wollte. Nun mit Jan Herchenröder, fand sich ein Pilot der das übernahm und Wolfgang Kremser, der Schatzmeister des MLV flog als Passagier mit nach Bosnien.
Morgens um sechs, nach einem ausführlichen Check des Flugzeuges ging es los. Erstmal bis Klagenfurt.
Nachdem Start in Thannhausen ging es sofort auf Kurs Richtung Osten. Bereits über Ziemetshausen wurde mit München Radar Kontakt aufgenommen, ein Transponder Code wurde mitgeteilt nebst Kurs und es ging von da ab fast gerade aus über Ammersee, Starnberger See, vorbei an Tegernsee und Schliersee auf den Alpenhauptkamm zu. Als Kufstein überflogen wurde, verabschiedete sich München Radar und gab den Flug an Wien Radar weiter. Das GPS zeigte inzwischen an, dass es nur noch knapp eine Stunde bis Klagenfurt ist, wo ein kurzer Aufenthalt zum Nachtanken und zur Erledigung der Zollformalitäten für die Ausfuhr geplant war. Zuvor galt es jedoch noch die Hohen Tauern zu überfliegen, die immer noch weißen Gipfel auf deren Schneeflächen frische Skispuren zu sehen waren, um dann von Klagenfurt Radar übernommen zu werden Traumlandschaften taten sich unter uns auf, und das frühe Aufstehen zahlte sich aus denn im weichen Morgenlicht wirkte die Landschaft noch verspielter als sie dies ohnehin schon ist. Über Wolken und weiße Gipfel ging es über die Tauern um dann den Sinkflug nach Klagenfurt zu beginnen.
Kurz nach acht erfolgte die Landung in Klagenfurt. Ein Follow Me-Fahrzeug zeigt den Weg zum Abstellplatz. Über Funk werden 80l Treibstoff für den zweiten Teil der Reise bestellt. Die Zollformalitäten werden erledigt, die Landegebühr bezahlt. Für die Besatzung gibt es im Flughafen Restaurant eine Tasse Kaffee und ein Brötchen für die nächsten beiden Flugstunden. Die Zollabfertigung dauert ein wenig, denn auch in Österreich ist der Pfingstmontag ein Feiertag. Ein neuer Flugplan wird aufgegeben der über Ljubljana und Zagreb nach Tuzla führt.
Es geht über wunderbare Landschaften. Es ist alles fantastisch grün und zwischen Wäldern und Seen schlängelt sich mal ein Fluss. Ein Stückweit geht die Route parallel zum Autoput, der wichtigen Autobahn nach Belgrad. Der Flug geht entlang der VOR Radials direkt nach Tuzla und die einzige neunzig Grad Kurve die auf dem zweieinhalbstündigen Flug geflogen wird ist das Eindrehen in das Endteil zur Landebahn in Tuzla. Dort warteten wohl schon seit längerem Iwan und Ergil am Tower. denn ca. 20 Minuten vor Tuzla frägt im Abstand von 2 Minuten der Tower von Tuzla die Position ab. Als die Position Kohlekraftwerk, das bis ins Flugzeug stinkt gemeldet wurde wussten sie in Tuzla, dass es nicht mehr lange dauern würde bis die Morane auf der Betonpiste aufsetzen würde.
Die Freude ist groß und nicht nur Iwan und Ergil nehmen uns in Empfang sondern eine ganze Reihe Mitglieder des noch jungen Luftsportvereins Tuzla. Und dann kommt doch eine Überraschung. Als wir die Landegebühren zahlen wollen, will die junge Dame 14 Mark von uns und lacht weil wir etwas komisch schauen. In Tuzla gibt es sie noch, die gute alte D-Mark, sie ist dort Landeswährung.