Am vergangenen Freitag begaben wir (die Abteilungsleiter Segelflug Thomas Kraus und Christoph Deuring) uns auf eine ganz besondere „Mission“. Schon länger wurde für den 2010 angeschafften Discus ein eigener Anhänger gesucht und nun wurde ein passendes Angebot gefunden. Inseriert hatte der Brandenburger Flugsportverein „Otto Lilienthal“ Stölln-Rhinow nahe Berlin. Die Nennung des ersten Segelfliegers der Welt im Namen des Vereins hat einen guten Grund, denn auf dem Flugplatz bei Stölln absolvierte Lilienthal seine ersten Flüge. Mit seinem dem Storch nachempfundenen Fluggerät sprang er vom Gollenberg und erreichte anfänglich Flugweiten von immerhin 25m. Aus diesem Grund könnte man Stölln-Rhinow auch als ältesten Flugplatz der Welt bezeichnen. Ein Rundweg gibt Einblick in das damalige geschehen. Auf dem knapp über 100 Meter hohen Hügel kennzeichnet die „Windharfe“ die Absprungstelle der damaligen Flugpioniere und nicht weit entfernt findet sich auch ein Gedenkstein Otto Lilienthals. An dieser Stelle stürzte er 1896 bei einem seiner Flugversuche tödlich ab.
Kommt man heute zum Flugplatz fällt sofort eine großes vierstrahliges Passagierflugzeug auf: „Lady Agnes, eine Il-62, die kurz vor dem Mauerfall als Geschenk von Interflug an die Stadt übergeben wurde und nun als Museum und Standesamt dient. Die Landung des Langstreckenflugzeuges erregte rege Aufmerksamkeit, da der Jet im üblichen Linienverkehr eine Piste von mindestens 2500 Metern Länge benötigt, in Stölln aber nur 900m Grasbahn reichen mussten.
Entsprechend der Devise „erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ besuchten wir zunächst die Fliegerkameraden vom FSV Stölln-Rhinow, um den Anhänger zu begutachten und den Kauf abzuwickeln. Bei Kaffee und einem gemütlichen Plausch kamen wir dann auch zur Historie des Vereins. So war das Abendprogramm für uns klar: Trotz Schnee und Kälte wagten wir uns auf den Gollenberg und wanderten auf den Spuren Otto Lilienthals, um Windharfe, Gedenkstein und auch Lady Agnes zu besichtigen.
Am nächsten Morgen ging es dann zurück in Richtung Heimat mit dem neuen Anhänger hinter uns. Nach den zahlreichen Windparks in Brandenburg, mussten wir in Thüringen unfreiwillig etwas mehr Zeit verbringen: Wegen dem starken Schneefall und Glätte ereigneten sich auf der A9 zahlreiche Unfälle und viele Brummies blieben stecken, es bildete sich ein schier endloser Stau in beiden Richtungen. So dauerte es zwar insgesamt 13 Stunden bis wir endlich daheim ankamen, dafür hatten wir aber ein tolles Erlebnis hinter uns. Wir können nur jedem raten, der auch in die Gegend um Berlin kommt, und Interesse an der Fliegerei hat, auch mal in Stölln vorbeizuschauen.